Gratis für Flüchtlinge: Museum ist erschrocken über Hass-Reaktionen

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Wegen des gratis Eintritts für Flüchtlinge sieht sich ein Freilichtmuseum urplötzlich als Zielscheibe des Hasses. Der Hessenpark im Taunus wurde von der scheinbar wie aus dem Nichts aufgetauchten Welle an Protestbekundungen überrascht – schließlich haben Flüchtlinge und ihre Betreuer bereits seit September vergangenen Jahres freien Zutritt. Die Landeseinrichtung schlägt jetzt auf Facebook zurück.

Die Museumsbetreiber in Neu-Anspach zögerten nicht lange mit einer Reaktion. „Seit gestern Abend werden wir überrollt von einer unglaublichen Flut an Hassmails, 1*-Bewertungen, hässlichen Kommentaren und Nachrichten“, hieß es auf der Facebook-Seite des Hessenparks. Man schätze zwar einen freien Meinungsaustausch. „Was hier allerdings vor sich geht, sprengt jeden erträglichen Rahmen. Auf einschlägigen Seiten rotten sich Tausende zusammen, um uns zu beschimpfen und dem Museum zu schaden.“

Auch auf der Facebook-Seite hatten sich in den vergangenen Tagen die negativen Kommentare gehäuft. „Danke dafür das ich als Behinderter schlechter gestellt werde als Menschen die nie in unser Sozialsystem eingezahlt haben. Toll was ihr so an Diskriminierung der deutschen Bevölkerung durchlasst“, schrieb ein Mann. Eine Nutzerin beschwerte sich: „Ja, die Flüchtlinge haben einfach alles! … und ich? Ich hab‘ nichts!“ In einem anderen Kommentar wurde dem Hessenpark eine düstere Zukunft prophezeit: „Die werden bald hungern wenn die zahlenden Deutschen ausbleiben.“

Fair und familienfreundlich

Die Betreiber betonten, die Preispolitik des 1974 gegründeten Museums mit über 100 Gebäuden zur Geschichte der Region sei fair und familienfreundlich: „Im Hessenpark muss also niemand draußen bleiben.“ Bereits im September hatte Museumsleiter Jens Scheller aber auch die besondere Verantwortung seiner Einrichtung unterstrichen: „Wir wollen, dass die Menschen bei uns im Freilichtmuseum in die Geschichte und Kultur der Region eintauchen und dadurch eine Verbindung zu ihrer neuen Umgebung aufbauen können.“

Auf Facebook erklärten sich zahlreiche Nutzer mit dem Hessenpark solidarisch. Der Eintrag wurde innerhalb weniger Stunden über 3.400 mal mit „gefällt mir“ markiert. Mehr als 1.000 Likes erhielt diese Reaktion einer Besucherin: „Wir kommen trotzdem. Zahlen unseren Eintritt. Dafür hab ich Arbeit, kann in meinem Heimatland friedlich leben und bin nicht vor lauter Neid und Hass zerfressen.“ Ein nach eigenen Angaben Empfänger von Hartz IV meinte: „Ich denke den Flüchtlingen geht es finanziell schlechter als mir. Man muß auch mal gönnen.“

Der Hessenpark zählte im vergangenen Jahr 215.532 Besucher.

Bild: dpa

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