Neun Fernsehserien mit unglaublichen Enden

Vielleicht spukte der Gedanke an die bevorstehende Arbeitslosigkeit in den Köpfen der Autoren herum, als sie die letzten Folgen dieser Serien schrieben – denn ihre Handlungen ließen definitiv zu wünschen übrig. Satans Boten, fallende Klaviere, Männer mit Gorillamasken… sie alle beendeten langjährige Fernsehserien. Warum? Wir haben keine Ahnung. Hier sind einige der seltsamsten und ärgerlichsten Enden der Fernsehgeschichte. Vorsicht… dieser Artikel enthält einige Spoiler. Ziemlich viele sogar.

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Lost

Sehr talentierte Menschen investierten unglaublich viel in „Lost“, das Schiffsbruchs-Drama von Jeffrey Lieber, J.J. Abrams und Damon Lindelof, das als beste „Event TV“-Show der 2000er gilt. Am Anfang war die Serie mit ihrem Rauchmonstern, den mysteriösen Zahlen und „den anderen“ wirklich faszinierend. Ihr großer Erfolg war aber das Anfang vom Ende, da ständig neue Staffeln der Serie in Auftrag gegeben wurden. Es folgten Handlungs-Sackgassen nach jedem Staffelfinale. Die offenen Fragen wurden nicht beantwortet und es stellte sich heraus, dass alle Figuren *Spoiler-Warnung* bereits tot waren und nur auf ihre Erlebnisse auf der Insel zurückblickten – von einer Art Fegefeuer aus. Einigen gefiel es. Die meisten hassten es.

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Roseanne

Die gesamte letzte Staffel der Hit-Komödie „Roseanne“ war einfach nur seltsam. Die Einschaltquoten erreichten die Spitze der US-amerikanischen TV-Charts bei weitem nicht mehr, was verzweifelte Maßnahmen und billige Einlagen zur Folge hatte, um Zuschauer zu gewinnen – zum Beispiel gewann die Familie Conner im Lotto. Im letzten Teil des zweiteiligen Finales, der 1997 ausgestrahlt wurde, wurde bekannt, dass die gesamte Staffel – einschließlich dem Lottogewinn – ein Hirngespinst der Hauptdarstellerin Roseanne Barr war, die schwer mit dem Tod ihres Ehemanns Dan (John Goodman, der im Großteil der Staffel fehlte) bei Darlenes Hochzeit (am Ende der achten Staffel) zu kämpfen hatte. Dem Publikum wurde erklärt, dass sie die Geschichte als Bewältigungsmechanismus erfand, um mit der schrecklichen Situation fertigzuwerden. Das erklärt zwar den surrealen Ton der letzten Staffel, war aber etwas zu postmodern für ein sehr breites Publikum. Und tatsächlich gefiel es niemandem.

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Two And A Half Men

Als sich „Two And A Half Men“ von Charlie Sheen trennte, war die Show bereits so gut wie tot – sogar Ashton Kutcher, der Sheens Platz einnahm, konnte daran nichts ändern. In der letzten Folge scheint der heftige Streit zwischen Produzent Chuck Lorre und Sheen (er war zugegebenermaßen kein einfacher Zeitgenosse) noch sehr frisch gewesen zu sein – und wurde daher in die Serie integriert.

In seltsamen parallelen Handlungssträngen, die als „Meta“ erklärt wurden, stellte sich heraus, dass die von Sheen gespielte Figur, die ebenfalls Charlie heißt, nicht wie zuvor angenommen tot ist (er wurde von seiner Ex Rose vor einen Zug geworfen), sondern von Rose im Keller gefangen gehalten wird. Als sich herausstellt, dass er noch am Leben ist, nähert sich ein Charlie-Sheen-Doppelgänger (der nur von hinten gezeigt wird) der Haustür seines ehemaligen Strandhauses und wird kurzerhand von einem herabfallenden Klavier erschlagen. Als die Kamera zurückschwenkt, ist kurz Lorre im Regierstuhl zu sehen, der sich zur Kamera umdreht und „gewonnen“ (ein berühmter Ausruf von Sheen) sagt, bevor er ebenfalls von einem Klavier erschlagen wird. Einige bezeichneten es als unprofessionell von Lorre, den Konflikt auf die Leinwand übertragen zu haben.

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Dallas

Das Finale von „Dallas“ im Jahr 1991 war absolut verwirrend und sorgte sogar bei den Fans einer Serie, in der bereits eine Figur von den Toten zurückkehrte, für Fassungslosigkeit. In einer zweistündigen Folge mit dem Titel „Conundrum“ wird der von Larry Hagman gespielte J.R. Ewing von Adam, einer engelsgleichen Figur, die J.R. vom Selbstmord abhält, auf eine Reise im Stile von „Ist das Leben nicht schön?“ genommen. Er zeigt ihm eine Welt ohne J.R. (Cliff Barnes wird Präsident, Sue Ellen eine erfolgreiche Soap-Schauspielerin), wonach sich allerdings herausstellt, dass Adam in Wirklichkeit ein Bote Satans ist, der J.R. in den Selbstmord treiben möchte – nachdem ein Schuss zu hören ist, kann angenommen werden, dass er sich tatsächlich umgebracht hat. Die Macher der Serie versuchten „Conundrum“ im Film „Dallas: J.R. Returns“ aus dem Jahr 1996 neu zu verpacken und erklärten, dass er stattdessen auf einen Spiegel geschossen hatte – die Erklärung kam aber zu spät.

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Unsere kleine Farm

Die Herausforderungen und Mühen mit denen sich Familie Ingalls auf ihrer Ranch in Walnut Grove, Minnesota konfrontiert sah, endeten anders, als es der ländliche, volkstümliche Vorspann vermuten ließ – nämlich mit Dynamit und kompletter Zerstörung. In „Das Ende von Walnut Grove“, das als 95-minütiges Special ausgestrahlt wurde, erfährt die Familie, dass ihr Land vom gierigen Eisenbahn-Tycoon Nathan Lassiter gekauft wurde. Anstatt ihm das Land zu überlassen, brennen sie alle Gebäude der Gemeinde nieder. Unerwarteter hätte die Serie wohl nicht enden können.

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A.L.F.

A.L.F. war eine familienfreundliche Slapstick-Comedy-Serie über einen Außenseiter der Gesellschaft. Das gilt natürlich nur bis zur letzten Folge, die die Serie auf unnötig schreckliche Weise beendete. Im Laufe der Serie konnte der knuddelige, witzige Außerirdische der Alien Task Force (einer Militäragentur, die seit der ersten Folge nach ihm sucht, um grausame Experimente durchzuführen und ihn im Namen der Wissenschaft zu sezieren) entkommen, da ihn die Familie Tanner in ihrer Garage versteckte. Bis zur letzten Folge. Als A.L.F. hört, dass einige weitere Außerirdische von seinem Heimatplaneten Melmac überlebt haben und jetzt versuchen, eine neue Welt zu finden und zu besiedeln, schließt er sich seinen Brüdern an – doch am Treffpunkt taucht die Task Force auf. Die anderen Aliens haben nur mehr wenig Benzin übrig und fliegen fort. A.L.F., dessen Stunden somit gezählt sind, bleibt zurück. Und das war eine Kinderserie. Schämt euch.

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Nummer 6

„Nummer 6“ war von Anfang an schwer zu verstehen, weshalb das bizarre Finale nicht ganz unerwartet kam. Die Serie bestand aus nur 17 Folgen, ihre begeisterten Anhänger sollten aber über die Bedeutung der letzten Folge („Demaskierung“) befragt werden, bevor sie von der Serie schwärmen dürfen. In dieser Folge konfrontiert der von Patrick McGoohan gespielte Nummer 6 endlich den Mann, der ihn angeblich gefangengenommen hat: Nummer 1, den Anführer der Kolonie, in der er gefangen gehalten wird. Er reißt seine Maske herunter, wonach darunter eine Gorillamaske zum Vorschein kommt. Nachdem er auch die Gorillamaske heruntergerissen hat, schaut ihm sein eigenes, zu einem irren Lachen verzerrtes Gesicht entgegen. War er ein Klon? War er sein eigener Geiselnehmer? Wir haben keine Ahnung.

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Chefarzt Dr. Westphall

Medizinische Dramaserien. Die pragmatischsten aller Serien, nicht wahr? Nun, nicht „Chefarzt Dr. Westphall“. Eine nicht vorhersehbare Wendung bescherte uns die letzte Folge mit dem Titel „Der Aufbruch“, in der wir darüber informiert wurden, dass die gesamte Serie nur ein Hirngespinst des autistischen Sohns von Dr. Donald Westphall, Tommy, war. Donald (Ed Flanders) ist in der letzten Szene nicht im Arztkittel, sondern im Bauarbeiteroverall zu sehen. Er kommt von der Arbeit nach Hause und erklärt Dr. Daniel Auschlander, der jetzt Tommys Großvater zu sein scheint: „Ich verstehe Autismus nicht, Papa. Er ist mein Sohn. Ich spreche mit ihm. Ich weiß nicht einmal, ob er mich hört, da er einfach dasitzt, den ganzen Tag, in seiner eigenen Welt, und ein Spielzeug anstarrt. Woran denkt er?“ Während er spricht, spielt Tommy mit einer Schneekugel, in er sich das St. Eligius Krankenhaus befindet. Darauf basierend entstand seither die „Theorie vom Tommy Westphall Universum“, die besagt, dass Serien wie „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“, „Homicide“ und „Law & Order“ ebenfalls Tommys Fantasie entsprungen sein könnten. Natürlich sind sie das nicht. Um die Sache noch schlimmer zu machen, war im Abspann der Serie auch noch zu sehen, wie das EKG des Kätzchens Mimsie – das Maskottchen der Produktionsgesellschaft MTM Enterprises – eine Nulllinie zeigt. Das darf doch nicht wahr sein.

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Die Dinos

Die Puppen-Sitcom im Stile der Familie Feuerstein, die von Jim Hensons Creature Workshop geschaffen wurde, machte wirklich viel Spaß. Bis – ganz im Stile der echten Dinosaurier – Schluss mit lustig war. Die letzte Folge der Serie, die von der Dinosaurierfamilie Sinclair handelt, wurde 1994 ausgestrahlt und handelte von der Auslöschung des gesamten Lebens auf der Erde. Die Dinosaurier bauen eine Plastik-Obstfabrik über die Brutstätte des Bunch-Beetles. Die versehentliche Auslöschung der Spezies startet eine Kettenreaktion, an deren Ende die Familie Sinclair zusammengekauert und frierend in ihrem Zuhause sitzt und sich mit einer neuen Eiszeit konfrontiert sieht, die sie alle töten wird. Und mit ihnen alles andere auf der Welt. Vor der Folge wurde eine Warnung angezeigt, dass junge Zuseher den existentiellen Strudel, mit dem sie konfrontiert werden würden, nicht verkraften könnten. Da hatten sie definitiv recht.

Bildnachweise: BBC/ABC/CBS/NBC/ITVMTM

Ben Arnold