Als Showmaster top – als Schauspieler flop

Eine große Klappe zu haben, ist nicht verkehrt, wenn man auf den TV-Bühnen dieser Welt Arbeit finden will. Doch wer witzig und charmant durch die große Samstagabendshow führen kann, muss noch lange keine Oscar-reife Leistung auf der Leinwand fertigbringen

Wer es einmal als Moderator vor die Fernsehkameras geschafft hat, der träumt auch oftmals von einer großen Karriere als Kinoschauspieler. Doch ein paar Witze zu reißen und den einen oder anderen flapsigen Spruch los zu lassen, ist schon ein bisschen was anderes als in einer anderen Rolle mit Leib und Seele aufzugehen.

Einer der wenigen, der es in beiden Bereichen geschafft hat, ist der legendäre “Wetten, dass…?“-Showmaster Thomas Gottschalk. Der inzwischen 65-Jährige brachte es nicht nur fertig, über viele Jahre hinweg mit seiner TV-Show ein Millionenpublikum Samstagabend vor dem Bildschirm zu fesseln, er feierte auch als Schauspieler, besser gesagt als Komödiant, einige respektable Erfolge. Vor allem in den 1980ern bildete er gemeinsam mit dem Komiker Mike Krüger in einfach strukturierten, aber zuschauerwirksamen Spaßfilmchen wie "Piratensender Powerplay”, “Die Supernasen” oder “Zärtliche Chaoten” ein witziges Leinwand-Duo. Eine richtig große Nummer blieb Gottschalk allerdings nur im Fernsehen, im Kino reichte es später nur noch zu Synchron-Jobs, etwa als Stimme von Garfield, oder zu Kurzauftritten in Komödien wie “1 ½ Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde”.

MTV Makes Movie Stars: Nora Tschirner & Christian Ulmen

Richtig gut im Geschäft ist dagegen Nora Tschirner. Keine 20 Jahre war sie, als sie 2001 als Moderatorin bei dem Musiksender MTV total populär wurde, und es dauerte keine drei Jahre, dann war auch schon wieder Schluss mit kessen Interviews und locker-flockigen Talk Shows, und Nora Tschirner, die Schauspielerin, war geboren. Es begann erst einmal mit Komödien wie “Soloalbum”, “FC Venus” oder “Keinohrhasen”, wo sie sogar den großen Til Schweiger locker an die Wand spielte. Dann folgten erste Rollen als junge Mama in Kinderfilmen wie “Das Pferd auf dem Balkon” oder “Vorstadtkrokodile”. Und seit drei Jahren stellt Tschirner nun ihr Talent als taffe Kriminalkommissarin Kira Dorn im Weimarer “Tatort” unter Beweis. Ihr Partner dort ist übrigens niemand Geringerer als Christian Ulmen. Der hat seine ersten Schritte im Showgeschäft ebenfalls bei MTV gemacht. Ob anspruchsvolle Literaturverfilmung (“Herr Lehmann”, “Elementarteilchen”), populäre Beziehungskomödie (“Männerherzen”, “Maria, ihm schmeckt’s nicht”) oder schräges Reality-Format (“Mein neuer Freund”), Ex-Moderator Ulmen findet sich überall zurecht. Das beweisen auch die vielen Auszeichnungen - Adolf Grimme Preis, Bayerischer Film- und Fernsehpreis - die er schon zu Hause in seiner Vitrine stehen hat.

Viel Halligalli um Nix: Klaas Heufer-Umlauf & Joko Winterscheidt

Nicht ganz so rund läuft es ausgerechnet bei seiner Frau Collien Ulmen-Fernandez. 2001 wurde sie mit nur 19 Jahren die neue Moderatorin von Bravo-TV. Drei Jahre später folgte dann der Versuch, ins Schauspielgeschäft zu wechseln. Doch sowohl “Autobahnraser” als auch “Die Nacht der lebenden Loser” entpuppten sich als Flops, und Collien konnte sich mit ihrer ebenfalls eher mäßigen Leistung vor der Kamera nicht gerade für höhere Aufgaben empfehlen. Inzwischen begnügt sie sich mit einem regelmäßigen Auftritt in der Webserie “MANN/FRAU”. Zudem geht sie in ihrer Mutterrolle - seit 2012 hat sie zusammen mit Ulmen eine Tochter - voll und ganz auf.

Auch die beiden ProSieben-Überflieger Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt bezeichnen sich ja nicht nur als Moderatoren, sondern auch als Schauspieler. Doch während sie mit den unterschiedlichsten Formaten wie “Joko gegen Klaas - Das Duell um die Welt” oder “Circus HalliGalli” Woche für Woche ordentlich Quote machen und sogar schon Grimme-Preise dafür absahnten, lässt der große Leinwand-Durchbruch noch auf sich warten. Klaas spielte 2013 zwar mal den coolen Rokko in der von Til Schweiger produzierten Coming-of-Age-Comedy “Großstadtklein” und Joko durfte bei seinem Kumpel Matthias Schweighöfer letztes Jahr in “Der Nanny” mitmachen, aber darstellerische Höchstleistungen sehen anders aus.

Große Damen des Kinos: Heike Makatsch & Jessica Schwarz

Die haben beispielsweise Heike Makatsch und Jessica Schwarz bereits erbracht.

Makatsch schaffte es Mitte der 90er Jahre in Nullkommanichts von der fröhlichen VIVA- und Bravo-TV-Moderatorin zur gestandenen Charakterdarstellerin. Sie war das Klärchen in der tragischen Love Story “Aimée & Jaguar”, verkörperte die große Hildegard Knef in dem Biopic “Hilde" und spielte an der Seite von Hugh Grant, Emma Thompson und Alan Rickman in dem internationalen Publikumshit “Tatsächlich… Liebe”. Jetzt, mit Mitte Vierzig, startet Makatsch noch mal durch, will es als Freiburger “Tatort”-Kommissarin Ellen Berlinger wissen.

Mit ihrer blonden Kollegin hat die attraktive Brünette Jessica Schwarz einiges gemeinsam. Auch sie machte ihre ersten Schritte als VIVA-Moderatorin, auch sie schaffte problemlos den Umstieg vom kleinen Bildschirm auf die große Leinwand, und auch sie verkörperte bereits eine Ikone des deutschen Films in einem Biopic: Romy Schneider. Unvergessen sind Jessicas Auftritte als Hure Natalie in “Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders”, als liebenswerte Lehrerin Frau Rose in den “Wilde Hühner”-Adaptionen und als Marie, die sich in dem Komödienhit “Jesus liebt mich” in Gottes Sohn verguckt. Schwarz ist übrigens Trägerin des Grimme- und des Bayerischen Filmpreises, weitere Indizien dafür, dass sie sich “nicht nur mal so ausprobiert hat”, sondern eine gestandene Schauspielerin ist.

Das wiederum hat Charlotte Roche besser gleich bleiben lassen. Die einstige Moderatorin der VIVA-Musiksendung “Fast Forward” entdeckte vor ein paar Jahren ihr literarisches Talent. Das Ergebnis: die Bestseller “Feuchtgebiete” und “Schoßgebete”, die beide schon erfolgreich verfilmt wurden. Auch so kann man also durchaus Karriere machen.

Fotos: ddp

Autor: Thomas Lassonczyk