Deutschland, Land der Schurken-Darsteller

Deutschland ist nicht nur das Land der schicken Autos, Bier und Bratwurst. Auch schauspielerisch haben wir einiges zu bieten. Vor allem wenn es um die Besetzung von Schurkenrollen geht, macht sich Hollywood hier gerne auf die Suche nach passenden Kandidaten. In Daniel Brühl haben die Produzenten von “The First Avenger: Civil War” nun den perfekten Darsteller des Antagonisten Zemo gefunden, der den Avengers in der Comicverfilmung ganz schön zusetzt. Die Rolle gehört zweifellos zu den Höhepunkten in Brühls Karriere, die längst nicht nur eine deutsche ist, sondern sich immer mehr international ausbreitet. Der 37-Jährige ist nicht der erste Deutsche, der von Hollywoodstudios für eine zwielichtige Figur gebucht wurde. Comicverfilmungen, Kriegsdramen und vor allem: “James Bond”-Filmen sei Dank ist die Liste mittlerweile lang. Ein Überblick.

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Daniel Brühl: “The First Avenger: Civil War”

Dass Marvels Superhelden-Truppe Avengers nur Gutes im Sinn hat, darüber besteht kein Zweifel. Doch das Gute zieht manchmal auch das Böse nach sich. In “The First Avenger: Civil War” ist es das beherrschende Thema: Die Spur der Verwüstung, die Captain America, Iron Man und Co. bei ihren Weltrettungsmissionen hinterlassen, und die daraus resultierenden psychisch-traumatischen Folgen. Um das Problem der Kollateralschäden aus der Welt zu schaffen, wollen die Vereinten Nationen ein Gesetz ins Leben rufen, das den eigenmächtigen Avengers einen Riegel vorschieben soll. Bevor die Superhelden in Zukunft die Welt retten, müssen sie zuerst eine Lizenz von der UN einfordern.

Die Pläne stellen die Avengers vor eine Zerreißprobe. Iron Man alias Tony Stark (Robert Downey Jr.) befürwortet das Gesetzesvorhaben, Captain America alias Steve Rogers (Chris Evans) ist strickt dagegen. Während sich die Superhelden über diese Streitfrage gegenseitig die Köpfe einschlagen, schmiedet Bösewicht Zemo im Hintergrund derweil an einem teuflischen Plan. Daniel Brühl spielt diese Rolle so differenziert, dass er den Charakter über die in Comicverfilmungen oft schablonenhaft angelegten Superschurken weit hinaushebt.

Kinostart: 28. April 2016

(Bild: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany)

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Thomas Kretschmann: “Marvel’s The Avengers 2: Age of Ultron”

Ehe Daniel Brühl den Avengers das Fürchten lehrte, war Thomas Kretschmann drauf und dran, den Marvel-Superhelden den Garaus zu machen. In “The Return of the First Avenger” und “Marvel’s The Avengers 2: Age of Ultron” spielt er den Anführer der Terrororganisation Hydra. Zankapfel zwischen Baron von Strucker und den Avengers ist Lokis Zepter, das bald so manches Unheil über die Welt bringen wird. Anders als Brühls ist Kretschmanns Rolle deutlich kleiner angelegt. Der eigentliche Schurke des Action-Spektakels ist Ultron, eine künstliche Intelligenz, die in Gestalt eines Roboters wahrhaft Böses vorhat.

(Bild: Walt Disney Studios Home Entertainment)

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Gert Fröbe und der Beginn der deutschen “James Bond”-Schurken

Für viele Fans ist “James Bond 007: Goldfinger” der beste Bond-Film aller Zeiten. Warum? Weil hier mit Sean Connery der wohl charismatischste und bis heute populärste aller 007-Darsteller zu sehen ist! Weil den Film mit Guy Hamilton nicht nur einer der besten Bond-Regisseure inszeniert hat, sondern auch einer, der früher selbst Geheimagent tätig war. Und: Weil die für einen Bond-Film so wichtige Rolle des Bösewichts von dem großen Gert Fröbe gespielt wird. Dessen machthungriger Auric Goldfinger gilt seither als Messlatte für jeden Darsteller eines Bond-Schurken. Dabei wollte Fröbe den legendären Part zunächst gar nicht spielen. Er fand, es würden zu viele Menschen im Film sterben. Erst auf Anraten seiner Frau nahm er die Rolle an - und wurde damit weltberühmt.

(Bild: 20th Century Fox Home Entertainment)

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Curd Jürgens in “Der Spion, der mich liebte”

Von den “James Bond”-Filmen mit Roger Moore ragt der dritte, “Der Spion, der mich liebte”, heraus. Curd Jürgens, der damals zu den produktivsten Schauspielern Deutschlands gehörte und mit Helmut Käutners Literaturverfilmung “Des Teufels General” den Höhepunkt seiner Karriere erreicht hatte, spielt den Reeder und Kunstfreund Karl Stromberg, der eine Unterwasserwelt aufbauen und die dekadente Zivilisation mittels Atomraketen auslöschen will. Die Figur des von der Welt abgewandten Unterwasserwelt-Herrschers erinnert auffällig an Kapitän Nemo aus Jules Vernes Abenteuerroman “20.000 Meilen unter dem Meer”. Kein Wunder, dass die Produzenten Stromberg ursprünglich mit James Mason besetzen wollten, der Nemo 23 Jahre zuvor in der gleichnamigen Verfilmung von Richard Fleischer verkörperte.

(Bild: 20th Century Fox Home Entertainment)

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Gottfried John, Götz Otto, Clemens Schick und die deutschen “Bond”-Schergen

Was ist ein “James Bond”-Film ohne die zahlreichen Handlanger, die die finsteren Pläne der Superschurken in die Tat umsetzen? Zweifellos gehört der von Richard Kiel gespielte Beißer aus “Der Spion, der mich liebte” zu den berühmtesten Schergen in der Agentenreihe. Doch auch Gottfried Johns General Arkady Ourumov in “GoldenEye”, Götz Ottos Stamper in “Der Morgen stirbt nie” und Clemens Schicks Kratt in “Casino Royale” haben Eindruck hinterlassen - wenn auch weniger als tiefgründige Charaktere, sondern als skrupellos-effiziente Tötungsmaschinen.

(Bild: Reverse Angle)

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Armin Mueller-Stahls “Tödliche Versprechen”

Aus der beeindruckenden Filmographie Armin Mueller-Stahls ragen Frank Beyers erschütterndes Kriegsdrama “Nackt unter Wölfen” und die Fassbinder-Meisterwerke “Lola” und “Die Sehnsucht der Veronika Voss” heraus. Auch in Hollywood hat sich der deutsche Charakterdarsteller einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Vor allem mit der Nebenrolle in David Cronenbergs “Tödliche Versprechen - Eastern Promisses” wird Stahl in Erinnerung bleiben. Darin spielt er den Kopf der Russen-Mafia in London, dem bald eine einfache Krankenschwester gefährlich wird.

(Bild: Universum Film)

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Klaus Kinski und der Spaghetti-Western

Klaus Kinski ist untrennbar mit dem Werk Werner Herzogs, den Edgar-Wallace-Filmen und seinen regelmäßigen Ausrastern vor laufenden Kameras verknüpft. Was man angesichts “Der Zinker”, “Aguirre, der Zorn Gottes”, “Fitzcarraldo” und seinen zahlreichen TV-Skandalen gerne übersieht: Der deutsche Schauspieler mit den markanten Gesichtszügen, war auch gern gebuchter Darsteller für Italo-Western. Unvergessen bleiben Kinskis Auftritte in Sergio Leones “Für eine paar Dollar mehr” und Sergio Corbuccis “Leichen pflastern seinen Weg”.

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August Diehl und die deutschen Nazi-Darsteller

Während deutsche Schauspieler für eine Schurkenrolle in den James-Bond-Filmen Schlange stehen, sind Nazi-Auftritte in Hollywood-Produktionen weit weniger gefragt. Vielleicht weil die Gefahr zu groß ist, einmal mehr in die Klischee-Falle eines böse dreinschauenden blonden Ariers zu tappen. Wenn Quentin Tarantino allerdings ruft, dann überlegt man nicht lange. Der Kult-Regisseur hat für seine Kriegsgroteske “Inglourious Basterds” gleich mehrere deutsche Topstars vor die Kamera geholt. Alexander Fehling, Til Schweiger, Gedeon Burkhard, Sylvester Groth, Christian Berkel und Daniel Brühl geben sich darin die Klinke in die Hand. Den fiesesten Nazi aber spielt in dem preisgekrönten Film August Diehl als Major Hellstrom. Allein wenn man Diehls durchdringenden Blick in der berühmten Kneipenszene sieht, ahnt man, dass die Widerstandskämpfer in eine Falle geraten sind, aus der sie nicht so leicht herauskommen. Selten fand unterschwellige Gewalt besseren Ausdruck als im Gesicht des Charakterdarstellers.

(Bild: Universal Pictures International)