Die längsten Filme der Geschichte

485 Minuten müssen die Zuschauer in den Kinosesseln ausharren, um das neueste Werk des vielfach ausgezeichneten philippinischen Regisseurs Lav Diaz zu sehen. Der Film mit dem umständlichen Titel „Hele sa Hiwagang Hapis“ (frei übersetzt: „Schlaflied für ein kummervolles Mysterium“) läuft auf der diesjährigen Berlinale im Wettbewerb um den Bären. Immerhin gewährt die Programmleitung dem Publikum eine 60-minütige Pause. Anders wäre das achtstündige Drama um den philippinischen Revolutionsführer Andrés Bonifacio y de Castro, der im 19. Jahrhundert gegen die spanische Kolonialherrschaft in seinem Land kämpfte, wohl auch kaum durchzustehen.

Der Regisseur Lav Diaz scheint generell Probleme zu haben, sich kurz zu fassen oder die Bezeichnung Langspielfilm etwas zu wörtlich nehmen. Fast alle seine Filme haben Überlänge. Das Drama „Ebolusyon ng Isang Pamilyang Pilipino“ („Evolution einer philippinischen Familie“) hat eine Laufzeit von sage und schreibe 593 Minuten und gehört damit zu den längsten Werken der Filmgeschichte.

Im Vergleich zu „Modern Times Forever“ muten Lav Diaz’ cineastische Ergüsse allerdings wie Kurzfilme an. Die finnische Produktion der Künstlergruppe „Superflex“ dauert insgesamt 14.400 Minuten und wurde bisher nur einmal auf einem Kunstfestival gezeigt. Der Film simuliert in Zeitraffer den langsamen Verfall eines Gebäudes in Helsinki und gilt als längster Film der Geschichte.

Freunde der ausufernden Erzählkunst finden sich allerdings nicht nur unter Künstlern und Arthouse-Regisseuren. Auch die Macher kommerziell erfolgreicher Filme sprengten in der Vergangenheit des Öfteren die 90-Minuten-Grenze. Die Literaturverfilmung „Vom Winde verweht“ gilt, unter Berücksichtigung der Inflation der Kinopreise, als das erfolgreichste Werk der Filmgeschichte. Insgesamt sahen den Streifen, bei dem Victor Fleming Regie führte, weltweit 504 Millionen Menschen – und das bei einer Länge von 238 Minuten!

Gut 50 Jahre später lockte eine weitere Literatur-Verfilmung in Überlänge die Massen ins Kino. Der Anti-Western „Der mit dem Wolf tanzt“ hat 183 Minuten Länge, in der Director’s Cut-Version sind es sogar 236 Minuten. Langweilig wird dem Publikum bei dem dramatischen Stoff um einen US-amerikanischen Offizier (Kevin Costner), der sich mit dem Indianer-Stamm der Lakota anfreundet, aber definitiv nicht.

Generell scheint es Filmstoffe zu geben, die so opulent sind, dass sie einfach nicht in das 90-Minuten-Raster gepresst werden können. Man denke hier nur an „Hamlet“ (233 Minuten), „Cleopatra“ (241 Minuten), „Die zehn Gebote“ (220 Minuten) und „Es war einmal Amerika“ (229 Minuten).

Bilder: Rex Features; Getty Images