Neuer Film über radikale Salafisten sorgt für heftige Kontroverse

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Ein neuer Dokumentarfilm über radikale Islamisten sorgt derzeit in Frankreich für eine heftige Kontroverse. Dokumentarfilmer Francois Margolin hat für “Salafistes” drei Jahre lang, von 2012 bis 2015, in Mauretanien, Tunesien, Algerien und der Scharia-Zone im Norden Malis die Auswüchse des Salafismus beleuchtet.

Herausgekommen ist ein Film, der Salafisten in ihrem täglichen Leben abbildet. Vom Religionsgelehrten bis hin zum einfachen Arbeiter. In 70 Minuten sprechen sie über ihre Überzeugungen und ihre Vision einer Welt, in der nur noch die Gesetze Allahs gelten. Gegenüber der Kultursendung “ttt - titel, thesen, temperamente” erklärt Regisseur Margolin: “In Frankreich bezeichnen alle diese Leute nur als irre. Aber ich denke nicht, dass das alles Verrückte sind. Das war einer der Gründe, warum ich diesen Film gemacht habe: Ich wollte zeigen, dass diese Leute alles andere als unzurechnungsfähig sind. Die sind sehr klar und sehr rational.“

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In Frankreich wird der Film, der lediglich in vier Kinos zu sehen ist, unterschiedlich aufgenommen. Kulturministerin Fleur Pellerin hat den Film für unter 18-Jährige verboten, was seit dem Jahr 2000 nur bei elf Filmen vorgekommen ist. Die Zeitung “Le Figaro” spricht von einer unfreiwilligen Verherrlichung des Terrors. Dokumentarfilm-Legende Claude Lanzmann hingegen sieht in dem Film ein “wahres Meisterwerk”.

Wissen, warum sie es tun

“Es gibt keinen Willen hier bei uns in Frankreich, irgendetwas zu klären in unserem Verhältnis zu den vielen Muslimen im Land. Die Probleme haben doch nicht erst mit der salafistischen Bewegung begonnen, sondern 50 Jahre früher, mit dem Algerienkrieg”, sagt Margolin in “ttt”.

Grund für die Kritik ist auch, dass in dem Film explizite Gewaltszenen zu sehen sind. Etwa wie ein Mann in einen Jeep steigt und sich wenige Augenblicke später vor einem Haus in die Luft sprengt. Ein weiterer Kritikpunkt: Die Bilder und Aussagen werden ausschließlich unkommentiert gezeigt. So zum Beispiel eine Szene, die zwei Sittenwächter auf ihrem Streifzug auf einem Motorrad durch Timbuktu zeigt. Oder ein Mann, dem “in Übereinstimmung mit der Scharia” die Hand amputiert wurde, weil er einen Diebstahl begangen hatte.

Der Film wertet die Bilder nicht, sondern zeigt einfach, was ist. “Es ist mir wichtig und ich denke, alle Franzosen sollten hören, was jene zu sagen haben, die vom Ausland her den Terror in Frankreich organisieren; warum sie das tun. Es geht nicht darum, sie zu verteidigen oder falsches Verständnis zu zeigen – ich will wissen, warum sie es tun”, betont Margolin.

Der Film beabsichtigt keine Einordnung, Interpretation oder Richtigstellung der getätigten Botschaften. Er will lediglich zeigen, wie eine salafistische Lebensweise in ihrer radikalen Umsetzung aussieht.

Der Begriff Salafismus leitet sich im Übrigen vom arabischen Wort “salaf” ab und bedeutet übersetzt so viel wie “Altvordere”. Der Salafismus strebt eine Rückbesinnung auf die Zeiten Mohammeds und seiner Gefolgsleute, den Altvorderen, im 7. Jahrhundert an. Ob und wann der Film auch in Deutschland zu sehen sein wird, ist im Augenblick nicht bekannt.

Bild: dpa, Margo Films