Echt mies inszeniert

Schlechte Regisseure gab es schon immer. Doch wer hält in diesen Tagen den Negativrekord? Wer macht heute so schlimme Filme, dass man sie keinem Zuschauer zumuten kann? Hier das etwas überraschende Ergebnis:


In Kennerkreisen gilt er noch heute als schlechtester Filmemacher aller Zeiten: Edward Davies Wood jr,, kurz Ed Wood genannt. Der 1924 im Bundesstaat New York geborene Regisseur war oft auch sein eigener Schauspieler, Produzent und Drehbuchautor. Sein Problem war, dass er meist nur sehr wenig Geld für seine Filme zur Verfügung hatte. Gepaart mit mangelndem

Talent kamen dabei Trash-Filme wie “Plan 9 aus dem Weltall" heraus. Außerdem sparte Wood an allem, an Maske, Kostümen und Ausstattung, und Zeit zum Proben gab es auch nicht, also wurde meist improvisiert - mit fatalen Resultaten. Heute ist Ed Wood längst Kult, und der große Tim Burton hat ihm

1994 mit einem wunderbaren Schwarz-weiß-Film mit Johnny Depp in der Titelrolle unsterblich gemacht. Lange Zeit hatte auch John De Bello die Nase vorn, wenn es darum ging, den miesesten Regisseur der Welt zu küren. Zu verdanken hatte er es einem einzigen Film: “Angriff der Killertomaten”. Die Sci-Fi-Horrorfilm-Parodie entstand Mitte der 1970er Jahre und erzählt die hanebüchene Geschichte handelsüblicher Tomaten, die in einem Labor zu mörderischen Monstern mutieren, die im Anschluss daran genüsslich Menschen verspeisen. Als der Film 1983 auch in die deutschen Kinos kam,

konnte “Angriff der Killertomaten” dank der Anti-Werbung mit dem Label “schlechtester Film aller Zeiten” sogar einen kleinen kommerziellen Erfolg feiern. John De Bello ließ mit “Die Rückkehr der Killertomaten” (1988) und “Killer Tomatoes Strike Back” gleich zwei unsägliche Sequels folgen, dann verabschiedete er sich Gott sei Dank aus dem Kreise der Nichtskönner in Richtung Nichtstuer. Heute werden in dieser negativen Top-Ten-Liste ganz andere Namen gehandelt. Immer wieder taucht dabei ein Regie-Gespann auf, dem es vor gar nichts zu grausen scheint: Jason Friedberg und Aaron Seltzer - die beiden haben sich darauf spezialisiert, quasi zu jedem aktuellen Blockbuster eine Parodie zu drehen. Aber ob “Meine Frau, die Spartaner und

ich” (Parodie auf “Meine Frau, ihr Vater und ich”), “Die Pute von Panem - The Starving Games” (zieht die “Tribute von Panem” durch den Kakao) oder “Beilight - Bis(s) zum Abendbrot” (macht sich über die “Twilight”-Saga lustig) - ihre (Mach-)werke zeichnen sich vor allem durch billige Effekte, unfähige Darsteller und hausbackene Kalauer aus, die alles andere als witzig sind. Aber auch Bill Condon, der sowohl Teil 1 als auch Teil 2 von “Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht” inszenierte, hat für seine Schmalz triefenden Kitschliebesfilme viel Häme einstecken müssen. Bei der Verleihung der Goldenen Himbeere, die alljährlich als Gegenstück zum Oscar verliehen wird, wurde Teil 1 2012 als schlechtester Film nominiert. Ein Jahr später schaffte es dann Teil 2, den Negativ-Preis für sich zu entscheiden. Immer für eine Goldenen Himbeere gut sind außerdem zwei Regisseure wie sie

unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine ist Dr. Uwe Boll, ein in Hollywood agierender Deutscher, der seit Jahren einen trashigen Horrorfilm nach dem anderen raushaut. Zuletzt war er zweimal nominiert, für “Schwerter des Königs - Dungeon Siege” und “BloodRayne”. Der andere ist erstaunlicherweise

Michael Bay, an den Kinokassen zwar höchst erfolgreich, aber für seine inhaltslosen, nach puren Effekten heischenden BumBum-Actionkracher muss er regelmäßig massive Kritik über sich ergehen lassen. Bei der Verleihung der Goldenen Himbeere ist deshalb immer mit ihm zu rechnen. Er gewann sie schon für “Transformers - Die Rache” und wurde für “Transformers 3 - Die dunkle Seite des Mondes”, “Armageddon - Das jüngste Gericht” und “Pearl Harbor” jeweils nominiert. Persönliche Favoriten auf Platz 1 sind außerdem Steven Seagal (für seine eindimensionale Öko-Action “Auf brennendem Eis”),

Luis Llosa (für seine Monster-Movie-B-Ware “Anaconda”) und Joe Alves (für seine völlig misslungene Raubfischattrappe in “Der weiße Hai III 3D”). Im Moment haben aber andere die Nase vor. Sam Taylor-Johnson zum Beispiel. Er hat das Kunststück fertig gebracht, aus einer sowieso schon grottenschlechten Softsex-Vorlage einen noch unsäglicheren Film zu machen. Sein Titel: “Fifty Shades of Grey".

Bilder: ddpImages

Autor: Thomas Lassonczyk