Filmkritik: "Bad Neighbors 2" - Zum Kotzen, dieser Humor

Schon die erste Szene in “Bad Neighbors 2” zeigt, auf was für eine Art Humor man sich gefasst machen sollte. Mac (Seth Rogen) und Kelly (Rose Byrne) Radner liegen da gerade im Bett und lieben sich. Der Beischlaf gestaltet sich allerdings wenig romantisch. Warum er denn so laut und seltsam stöhne, fragt sie ihn, während sie auf ihm sitzt und sich vergnügt. Er könne nicht anders, er genieße nun mal den Sex mit ihr. Wenig später ist sie diejenige, die seltsame Geräusche von sich gibt. Erst sind es einige Rülpser, dann sagt sie, ihr sei übel. Ob sie wieder den Krabbensalat gegessen habe? Kaum gefragt, übergibt sich die Gute auf das Gesicht ihres Liebsten. Nein, sie ist schwanger, erklärt sie.

Gagschmiede Stoller, Rogen und Goldberg

Dass Nicholas Stoller, Seth Rogen und Evan Goldberg nicht gerade für subtilen Witz bekannt sind, es in ihren Filmen eher derbe zugeht und ihre Gags am liebsten unter die Gürtellinie zielen, haben sie nicht nur in “Bad Neighbors” vor zwei Jahren zur Genüge bewiesen. In der Fortsetzung, für die sie mit den Autoren des ersten Teils, Andrew Jay Cohen und Brendan O'Brien, auch das Drehbuch geschrieben haben, Stoller erneut die Regie übernommen hat und Rogen die Hauptrolle, machen sie damit weiter, was beim Vorgänger so gut ankam.

Das gilt auch für die Handlung, die kaum mehr als ein Aufguss des ersten Teils ist. Wieder geht es um einen Krieg zwischen Nachbarn: auf der einen Seite die Ruhe-bedürftigen Alten, auf der anderen die Party-bedürftigen Jungen. Nur dass es sich bei den Jungen diesmal nicht um spät pubertierende Jungs handelt, sondern um eine Horde wild gewordener Studentinnen. Angeführt werden die Furien von Shelby (Chloë Grace Moretz). Die 18-jährige hat offenbar nur deshalb zu studieren begonnen, weil man auf der Uni so richtig die Sau rauslassen kann. Groß ist ihre Enttäuschung, als sie erkennt, dass den Schwesternschaften das Feiern verboten ist und es bei den Jungs, die feiern dürfen, doch allzu sexistisch zugeht. Die Lösung: Shelby schließt sich mit zwei Studentinnen zusammen, um eine eigene Schwesternschaft zu gründen. Hier können sie machen, was sie wollen, saufen, rauchen und natürlich: nach Lust und Laune feiern.

Nachbarn - unsere liebsten Feinde

Ihr Domizil findet Kappa Nu, so der Name der Verbindung, ausgerechnet in einem Gebäude, das neben dem der Radners liegt. Mac und Kelly sind natürlich alles andere als begeistert über ihre neuen Nachbarn. Dabei müsste ihnen der hedonistische Lebensstil von Shelby und Co. doch eigentlich egal sein, schließlich wollen sie eh bald ausziehen. Doch es gibt ein klitzekleines Problem. Ihre Nachmieter haben innerhalb einer Frist von 30 Tagen jederzeit das Recht, unangemeldet das Haus zu inspizieren und den Kaufvertrag zu kündigen. Die Mädels von Kappa Nu denken aber nicht daran, mit dem Feiern zu warten. Zumal sie von ihrem Mentor Teddy Sanders (Zac Efron) angestachelt werden. Der hat mit den Radners noch eine alte Rechnung offen, schließlich ist er ihretwegen vorbestraft.

Man ist geneigt, nach Kausalzusammenhängen in “Bad Beighbors 2” zu suchen, nach Motivationen und Antriebskräften, die das Verhalten der Figuren erklären. Fündig wird man allerdings selten. Klar, die Radners haben ein Ziel. Sie wollen ihr Haus loswerden und tun alles daran, um das zu erreichen. Dass sie sich Hals über Kopf in einen Nachbarschaftskrieg stürzen, wo es doch ein Leichtes wäre, die Mädchen bei den Verantwortlichen der Uni anzuzeigen, ist da schon weniger logisch. Teddy ist auch erklärbar. Sein bester Freund Pete (Dave Franco) will heiraten, er fühlt sich abgeschoben und sucht nach Wertschätzung, die er erst bei den Mädchen, dann bei den Radners findet.

Hauptsache politisch unkorrekt

Was aber ist mit Shelby und ihrer Truppe? Ist es Rebellion gegen gesellschaftliche Vorurteile und Bevormundung, die sie so halsstarrig macht? Ein Kampf für Selbstbestimmung? Das Drehbuch will es uns glauben machen, doch richtig ernst nehmen will man keinen der Subtexte. Zu abgehoben wirkt der Wahnsinn der Mädels, als dass man ihr Verhalten gesellschaftlichen verorten könnte. Nein, die Figuren sind nicht mehr und nicht weniger als Marionetten eines Konzepts und das Konzept ist: Nachbar bekriegt Nachbar. Ein Leben darüber hinaus gibt es nicht. Es gilt sich zu bekämpfen und dabei Funken schlagen zu lassen. Welche Gags dabei herausgekommen sind? Gags, von denen Stoller, Rogen und Goldberg, wie gesagt, gerne Gebrauch machen: derbe, unappetitliche, peinliche, geschmacklose. Am besten solche, die mit Körperausscheidungen aller Art zu tun haben - Kotze zum Beispiel oder mit Menstruationsblut beschmierte Tampons oder das Beinchen eines gerade zur Welt kommenden Babys, dass zwischen den Beinen seiner Mama baumelt. Hauptsache wider die Tabus.

Kinostart: 5. Mai 2016

(Bilder: Universal Pictures International)