Filmkritik: "Ratchet & Clank" - Videospiel in Leinwand-Format

Ob “Zoomania”, “Alles steht Kopf” oder “Kung Fu Panda”, von den Animations-Abteilungen Disneys, Pixars und DreamWorks’ sind Genre-Fans spannende und anspruchsvolle Kinounterhaltung gewohnt. Dass die drei Studios den Animationsmarkt dominieren, steht außer Frage, ihn unter sich aufgeteilt haben sie jedoch nicht. Konkurrenten wie Blue Sky Studios, von der die erfolgreiche “Ice Age”-Reihe stammt, ferner Sony Pictures Animations (“Hotel Transsilvanien”) und Illumination Entertainment (“Ich - Einfach unverbesserlich”, “Minions) zeigen, dass der Animationssektor stark umkämpft ist.

Mit dem in Vancouver ansässigen Animationsstudio Rainmaker Entertainment ("Nix wie weg - vom Planeten Erde”) drängt sich nun ein weiterer Außenseiter in den Vordergrund. Dessen Produktion “Ratchet & Clank” kann es nicht nur technisch mit den Großen der Branche aufnehmen, sondern bietet auch Unterhaltung auf hohem Niveau.

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Jump'n'Run-Klassiker

Grundlage der temporeichen Animationskomödie ist die gleichnamige Videospiel-Serie, die 2002 von Insomniac Games für Playstation 2 entwickelt und nach mehreren Fortsetzungen im April dieses Jahres für Playstation 4 neu aufgelegt wurde. Kein Wunder, bei der Erfolgsgeschichte: Sensationelle 27 Millionen mal wurde der Jump'n'Run-Klassiker weltweit verkauft, womit er mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar in die Kassen gespült hat.

Die Handlung des Videospiels ist denkbar einfach: Ratchet, ein zweibeiniges, katzenähnliches Wesen mit langen Ohren, und ein putziger Roboter namens Clank ziehen los, um die Galaxie vor dem fiesen Schurken Drek zu retten. Im Kampf gegen die Blargs werden die beiden Freunde von den heldenhaften Galactic Rangers unterstützt, die von dem selbstverliebten Captain Qwark angeführt werden. Zusammen rennen und springen und prügeln sich die Helden von Level zu Level - immer mit dem Ziel, die bösen Pläne Dreks zu vereiteln.

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Die Anfänge der Freundschaft

Die als ‘Origin’-Story angelegte Adaption zeigt, wie sich die Freundschaft zwischen Ratchet und Clank entwickelt hat. Bevor ersterer zum tatkräftigen Welten-Retter wird, ist er ein gewöhnlicher Mechaniker, der von Größerem träumt. Sein Traum ist es, eines Tages im Team von Captain Qwark aufgenommen zu werden. Als die Galactic Rangers ein neues Mitglied suchen, will Ratchet die Gelegenheit beim Schopf packen. Groß ist seine Enttäuschung, als er ausgerechnet von seinem über alles verehrten Idol Qwark abgelehnt wird.

Während sich Ratchet zu Hause die Wunden leckt, wird er Zeuge einer Raumschiff-Bruchlandung. Am Unglücksort trifft er auf den ramponierten Clank, der mit einer wichtigen Mission angereist ist. Drek hat eine Armee aus Robotern entwickelt, mit deren Hilfe er nicht nur einen Planeten nach dem anderen vernichten, sondern auch die Space Rangers ausschalten will. Ratchet und Clank schließen sich zusammen, um dem Schurken Einhalt zu gebieten.

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Zwei sind einer zu viel

Wie schon das Videospiel punktet auch die Verfilmung mit einer detailverliebten Darstellung einer fremden Welt. Dabei steht die farbenfrohe Wüstenmetropole Veldin, in der die seltsamsten Wesen beheimatet sind, im krassen Gegensatz zum dunklen Weltraum und dem düsteren Reich Dreks. Auch als Superhelden-Parodie funktioniert der Animationsfilm. Der vermeintliche Superheld Qwark ist in Wahrheit ein eitler Hanswurst, der gerne im Mittelpunkt steht und seine Heldentaten mehr um der Öffentlichkeitswirkung vollbringt, als dass es ihm um das Wohl der Galaxie ginge.

Angesichts dieses Versagers profiliert sich Ratchet als wahrer Held, der seine Unsicherheiten überwindet und über sich hinauswächst. Drehbuch und Regie widmen sich ausgiebig dieser Identifikationsfigur, vernachlässigen dagegen dessen Partner Clank, der kaum Profil besitzt. Der putzige, zu klein geratene Roboter ist sichtlich an die Androiden aus “Star Wars”, “Wall-E” und “Per Anhalter durch die Galaxis” angelehnt, besitzt allerdings nicht deren Strahlkraft. Vor allem die Fans der Videospiel-Vorlage dürfte dieses dramaturgische Ungleichgewicht enttäuschen.

Kinostart: 28. April 2016

(Bilder: Constantin Film)