Könnte “Jurassic Park” tatsächlich passieren?

„Ein Abenteuer, das vor 65 Millionen Jahren begann.“ Das ist einer der berühmten Untertitel des Films. Und jetzt, 20 Jahre nach „Jurassic Park“, ist es nach wie vor eine der größten Fragen der modernen Gesellschaft: Könnten wir die Dinosaurier tatsächlich wieder zum Leben erwecken?

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Wir sprachen mit Dr. Paul Barrett, dem Dinosaurier-Forscher vom Natural History Museum (NHM) in London, um die Wissenschaft hinter dem Film zu verstehen und zu fragen, wie weit wir damit in der Realität sind.

“Ich denke, dass es ziemlich dumm wäre, sie wieder zum Leben zu erwecken“, gesteht Paul umgehend. „Sie sind große Tiere. Sie sind wirklich groß. Und es gibt so vieles, was wir nicht über sie wissen.”

„Wir wissen nichts über Dinosaurier-Krankheiten oder selbst nichts darüber wie sie sich fortpflanzten“, sagt er. „Sie könnten krank werden und sterben oder ihre Fortpflanzung könnte außer Kontrolle geraten. Was würden wir ihnen zu Fressen geben? Eine Ziege pro Woche, um T-Rex glücklich zu machen? Oder fünf? Da gibt es viele Ungewissheiten.”

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Paul ist ein führender Paläontologe und ist dafür verantwortlich, das Wissen über die Dinosaurier in der weltberühmten Ausstellung im Londoner Natural History Museum zu erweitern. Aber trotz einer ganzen Reihe an Zweifeln, was die Logik von „Jurassic Park“ betrifft, ist er ein großer Fan des Films.

„Im Allgemeinen waren viele Paläontologen von ‚Jurassic Park‘ wirklich beeindruckt“, sagt er. „Es war das erste Mal, dass man unglaublich realistische Dinosaurier auf der Kinoleinwand sehen konnte. Vorher waren sie immer nur irgendwelche Monster in schlechten Filmen. Leute in witzigen Plastikanzügen oder sogar Leguane mit angeklebten Stacheln – Monster, die Raquel Welch jagen würden. ‚Jurassic Park‘ war da anders.“

Paul war 1993 Student und nahm einen Ferienjob im NHM an, um dem Museum zu helfen, mit dem ganzen „Jurassic Park“-Hype klarzukommen. Auch zwei Jahrzehnte später profitieren die Dinosaurier im Museum noch von Spielbergs Werbung für die Spezies.

„Vor 1993 dachten alle, Dinosaurier seien langsam, schwerfällig und ein bisschen dumm“, sagt Paul. „Dann erschien ‚Jurassic Park‘ und machte sie beweglich, schnell und sehr klug…Immerhin lebten sie für rund 160 Millionen Jahre, den Menschen gibt es erst seit einer…“

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„So wie ‚Jurassic Park‘ sie zeigt, wie sie sich bewegen, sich zusammentun und selbst wie sie andere Kreaturen angreifen – diese Auffassung hat sich seit dem Filmstart kaum verändert“, sagt er. „In dieser Hinsicht ist es sogar ziemlich akkurat.“

Also was ist dann mit der ganzen wichtigen DNA? Die Methode, die Drehbuchautor Michael Crichton bevorzugte – die Dino-DNA aus den Körpern von Mücken zu gewinnen, die Blut aus den Dinosauriern gesaugt haben und in Bernstein eingeschlossen sind – scheint beinahe genial. Indem sie den gewonnenen genetischen Code mit dem eines Frosches kombinieren, bringen die Film-Wissenschaftler in „Jurassic Park“ die ausgestorbenen Echsen, die einst die Erde bevölkerten, zurück. So etwas muss Sinn machen, richtig?

„Viel von der im Film gezeigten Wissenschaft ist tatsächlich gute Wissenschaft“, sagt Paul. „Es ist ein ziemlich guter Einblick, was meine Kollegen damals über Dinosaurier dachten. Selbst der Grund, warum Frösche verwendet wurden, macht Sinn – sie sind sehr gängige Labortiere für solche Arten von Arbeit und wir kennen ihren genetischen Code recht gut. Deshalb schien es wie modernste Technologie.“

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Allerdings war das 1993. Zwanzig Jahre später müssten wir der Wiederbelebung der Dinosaurier näher sein als je zuvor?

Paul stockt, “Wahrscheinlich nicht…”

„Das Problem ist die DNA selbst“, erklärt er ruhig. „Sie ist nicht da…Die Dinosaurier starben vor rund 66 Millionen Jahren aus und DNA, soweit wir wissen, hält sich einfach nicht so lange. Sie zerfällt tatsächlich recht schnell.“

„Über die Jahre gab es eine Reihe an Behauptungen, dass es gelungen sei, DNA aus Dinosaurierknochen zu extrahieren, aber alle wurden widerlegt“, erklärt er. „Wir haben kleine Mengen an Protein von Dinosauriern gefunden, aber definitiv nicht genug, um daraus ein ganzes Tier nachzubauen.“

„Allerdings haben wir viel Mammut-DNA“, fährt Paul fort. „Sie starben in vor ein paar Tausend Jahren aus und wurden in tiefgefrorenem Zustand gefunden – was bedeutet, dass sie relativ einfach zu extrahieren wäre, allerdings relativ gesehen. Die Dinosaurier-DNA hat leider nicht überlebt.“

„Die Methode, mit der die DNA in ‚Jurassic Park‘ aus den Mücken gewonnen wird, war eine ziemlich schlaue Idee“, fügt er hinzu. „Aber die Wahrheit ist, dass es da leider überhaupt keine DNA mehr zu holen gibt.“

Okay, dann wird es eben ein Mammut-Park…

Steven Spielberg lässt demnächst übrigens einen anderen Kult-Klassiker wieder aufleben:

Bilder: Universal Pictures

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