Oldies But Goldies

Obwohl die meisten von ihnen bereits das Rentenalter erreicht haben, mischen sie auf der großen Leinwand immer noch kräftig mit. Und die Actionhelden der Generation 60plus denken auch in Zukunft nicht daran, sich ins Seniorenheim abschieben zu lassen

Es gibt durchaus auch positive Errungenschaften im neuen Millennium. Zum Beispiel, dass wir alle immer länger leben und dabei auch körperlich wie geistig fit bleiben. Zu verdanken haben wir das der modernen Medizin, der gesunden Ernährung und regelmäßiger sportlicher Ertüchtigung. Davon profitieren vor allem auch Schauspieler älteren Semesters, schließlich haben sie den lieben langen Tag kaum etwas anderes zu tun, als sich um das Wohlergehen von Leib und Seele zu kümmern, vorausgesetzt, sie stehen nicht gerade vor der Kamera und drehen einen neuen Film. Gerade in den letzten Jahren konnte man beobachten, dass es gleich ein paar Dutzend Action-Stars gibt, die sich bereits im Rentenalter oder kurz davor befinden, aber weit davon entfernt sind, sich in ein Seniorenheim abschieben zu lassen.

Einer von ihnen ist Sylvester Stallone. Der am 6. Juli 1946 geborene New Yorker begeht in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag, seine Blütezeiten hatte er in den 70er und 80er Jahren, als er mit „Rocky“ eine Boxfilmsaga und mit „Rambo” eine Kriegsfilmreihe im Kino etablierte. 2010 aber meldete sich “Sly” Stallone mit einem Paukenschlag zurück, als er den Old School-Actioner “The Expendables” inszenierte und dafür gleich ein paar seiner ehemaligen, ebenfalls in die Jahre gekommenen Kumpels zu einem Leinwandauftritt überreden konnte, darunter Arnold Schwarzenegger, Mickey Rourke und Danny Trejo

Über Schwarzenegger, den am 30. Juli 1947 in Graz geborenen “steirischen Stier”, muss man nicht viel Worte verlieren. Seine Karriere als Mister Universum, Terminator und kalifornischer Gouverneur ist beispiellos. Und auch heute denkt Big Arnie gar nicht daran, sich auf sein Altenteil zurückzuziehen, erst letzten Sommer war er in “Terminator: Genisys” erneut in seiner Paraderolle als Maschinenmensch zu sehen.

Mickey Rourke: Comeback nach verkorkster Karriere

Im Vergleich dazu ist Mickey Rourke ein junger Hupfer, er wird im Herbst erst 60, doch sein Lebenswandel und die eine oder andere überflüssige Schönheits-OP hat seine Visage in eine zerfurchte Kraterlandschaft verwandelt. Das hinderte Rourke aber nicht daran, nach einer reichlich verkorksten Karriere mit Filmen wie “The Wrestler" (2009), “Iron Man 2” (2010) oder “Sin City: A Dame to Kill for” (2014) ein tolles Comeback zu feiern.

Eine Renaissance auf der Leinwand hat Danny Trejo nie erlebt. Denn er war in den letzten drei Jahrzehnten sowieso immer präsent, für seine prägnanten Vorstellungen als Bösewicht hatte Hollywood immer ein Plätzchen frei, man denke nur an solch Meisterwerke wie Michael Manns “Heat” oder die Robert Rodriguez-Kracher “Desperado”, “From Dusk Til Dawn” und “Machete”. Am 16 Mai feiert Trejo seinen 72. Geburtstag, und auch wenn er in letzter Zeit nur noch in ein paar mittelmäßigen direct to video-Streifen mitwirkte, ans Aufhören denkt er noch lange nicht.

Clint Eastwood: 75 Jahre und kein bisschen müde

2012 legte Stallone dann mit der Fortsetzung zu “Expendables” nach und besetzte erneut einige Actionstars, die eigentlich längst Pensionsansprüche geltend machen könnten. Die Rede ist nicht von Dolph Lundgren (ist erst 56) oder Jean-Claude Van Damme (wird im Oktober 56), sondern von Bruce Willis und Chuck Norris.

Willis, der am 19. März seinen 61. Geburtstag begeht, kann sich seit Jahrzehnten auf seine Spezialrolle des John McClane aus der “Stirb langsam”-Reihe verlassen. Erst 2013 hieß es im Untertitel des fünften Actionabenteuers: “Ein guter Tag zum Sterben”. Nicht ganz so reibungslos verläuft dagegen der dritte Frühling von Chuck Norris. Der inzwischen 76-jährige, ehemalige Karateweltmeister zehrt in erster Linie vom Ruhm vergangener Jahre, als er in den 70ern und 80ern das Actionkino dominierte und weltweit kultisch verehrt wurde. Ebenfalls steinalt wie Chuck Norris sind Clint Eastwood und Harrison Ford. Während der eine mit seinen 75 Jahren zum Methusalem der Traumfabrik zählt und inzwischen lieber hinter der Kamera (“American Sniper”) agiert als davor (“Gran Turino”), hat der andere gerade in “Star Wars: Das Erwachen der Macht” als Han Solo eine seiner berühmtesten Rollen wiederbelebt. Unvergesslich bleiben auch die legendären Auftritte des aus Chicago stammenden 73-Jährigen als Peitschen-schwingender Indiana Jones. Und gerade steht Ford unter der Regie des “Sicario”.Regisseurs Denis Villeneuve für eine Fortsetzung des Science-Fiction-Klassikers “Blade Runner" vor der Kamera.

Steven Seagal: der Schiffskoch ist reif fürs Seniorenheim

Schließlich gibt es noch einige Schauspieler, die sich richtig gut gehalten haben, denen man ihr vergleichsweise hohes Alter kaum ansieht, wie zum Beispiel Liam Neeson.

Der Nordire feiert am 7. Juni immerhin auch schon seinen 64. Geburtstag und hält nach wie vor seine Knochen hin, siehe “96 Hours – Taken 3", siehe “Non-Stop”, siehe “Ruhet in Frieden - A Walk Among the Tombstones”. Apropos Knochenbrecher, in diesem Zusammenhang darf der Name Jackie Chan nicht fehlen, im April wird der Martial-Arts-Künstler 62 Jahre alt, zuletzt gab er sich aber in “Kung Fu Panda 3” mit der Rolle des Synchronsprechers zufrieden. Ganz schön alt sind außerdem John Malkovich (62), der zu den pensionierten Topagenten aus “R.E.D.” gehört, Kurt Russell (wird 65), dem Quentin Tarantino ganz aktuell in “The Hateful 8” ein kurioses Comeback bescherte, und Mel Gibson (60), der von Sylvester Stallone für den dritten Teil der “Expendables”-Serie berücksichtigt wurde.

Vernachlässigen kann man dagegen die späte Laufbahn des Steven Seagal (wird 64). Seit seinem, zugegeben legendären Auftritt als Schiffskoch in “Alarmstufe: Rot” (1992) hat sich bei dem Kampfkunstexperten im Kino herzlich wenig getan. Jetzt macht er nur noch das Fernsehen ab und zu mit seiner Serie “True Justice” unsicher. Darin spielt er einen alternden Cop, der im Alleingang das Böse bekämpft und natürlich auch besiegt. Ziemlich überflüssig das Ganze, möchte man meinen und Seagal gleich in den nächstbesten Ruhesitz für ausgediente Polizisten schicken.

Foto: ddp

Autor: Thomas Lassonczyk