Hayden Panettiere ist zurück bei „Nashville“ und selbstbewusster denn je

Fotograf: Doug Inglish
Stylistin: Jessie Cohan
Make-up: Amy Oresman
Haare: Bridget Brager
Maniküre: Chelsea King
Produktion: Joe Daley at A+ Productions

Hayden Panettiere hat immer versucht, ein gutes Mädchen zu sein. Mitte der 2000er-Jahre war sie eine der wenigen Jungschauspielerinnen, die nicht mit Fahren unter Alkoholeinfluss, Ladendiebstahl-Prozessen und Tritten in den Unterleib von Paparazzi von sich reden machte, wie es damals für Starlets in ihrem Alter die Norm schien. In Palisades, New York, geboren, war sie erst 16, als sie für die Rolle der unbesiegbaren Cheerleaderin Claire in „Heroes“ gecastet wurde. Die Rolle machte sie über Nacht zum Star – und, wie es schien, zur nächsten Kandidatin für einen öffentlichen Zusammenbruch. „Ich bin mit lauter Lindsay Lohans und Paris Hiltons aufgewachsen“, sagt sie eines Freitagabends, während sie es sich im Wohnzimmer ihres Hauses in Nashville gemütlich macht. „Ich gehöre zur gleichen Generation, von mir wurde dasselbe erwartet. Ich wurde mit Argusaugen beobachtet, damit ich nicht in dieselbe Schiene falle und ich habe dagegen lange angekämpft.“

Als GQ sie 2007 fragte „Wann hast du vor, das neueste total aufgeschmissene Mädchen Hollywoods zu werden?“ antwortete sie „Nie, niemals.“

„Sie können mich noch nicht für die Reha einplanen“, so Hayden weiter. „Ich denke ich werde eins dieser langweiligen Mädchen sein.“

Und bis mindestens Mitte 20 lag Panettiere damit richtig. Ihr Leben verlief ohne Dramen, obwohl sie dank ihrer Rolle der Unruhestifterin Juliette Barnes in der TV-Serie „Nashville“ so berühmt wie eh und je war. Sie wurde zwei Mal als beste Nebendarstellerin für einen Golden Globe nominiert und bekam mit ihrem Verlobten, dem ukrainischen Boxer Wladimir Klitschko, eine Tochter namens Kaya. Dann, vergangenen Oktober, verkündete die 26-Jährige etwas, gegen das sie den größten Teil ihrer Karriere angekämpft hatte: Sie begebe sich in Reha und mache eine Pause von „Nashville“, um ihre postnatale Depression behandeln zu lassen. Sie war also nicht so sorgenfrei, wie sie vorgegeben hatte, und brauchte Hilfe.

„Ich hatte immer solche Angst davor, von den Menschen nicht akzeptiert zu werden“, sagt sie. „Und dann hab ich es einfach getan, ich war es leid, Angst zu haben. Ich war es leid in Angst vor der Meinung der Menschen zu leben, wissen Sie, also hab ich mich dem Problem offen gestellt und mit ist die Meinung der anderen egal.“

Mit der Wahrheit herauszurücken gab ihr schlussendlich die öffentliche Zuneigung, die sie immer wollte, angefangen bei ihren „Nashville“-Co-Stars bis hin zu Online-Kommentatoren, die es sehr zu schätzen wussten, dass sie ihre Probleme offen ansprach. „Je offener ich war, desto mehr wurde ich akzeptiert“, sagt sie. „Ich erhielt so viel Unterstützung und Liebe. Ich war überwältigt. Ich fühle mich um einiges exponierter, ja, aber auf eine gute Weise.“

In der Vergangenheit hat Panettiere ihre Meinung nicht oft öffentlich geteilt – sie unterstützte Barack Obama 2008, unterstützt aber bei der anstehenden Wahl keinen Kandidaten öffentlich. „Ich war sehr jung und bin mir nicht sicher, dass ich es richtig gemacht habe“, sagt sie. Aber sie richtet einige starke Worte an alle, die Frauen mit postnataler Depression kritisieren, besonders an diejenigen, die nicht an die Existenz dieser Krankheit glauben. „Ihr habt doch keine Ahnung, über was ihr da redet“, sagt sie. „Wenn Sie auch nur einen Moment glauben, dass eine Mutter so gegenüber ihrem Kind empfinden will, dann haben sie den Verstand verloren. Es ist eines der lähmendsten, beängstigendsten und schuldigsten Gefühle, das man nur haben kann. Dass eine Mutter nicht in der Lage ist, einen Zugang zu Ihrem Kind zu finden, eine Grundlage zu bekommen oder nicht weiß, was los ist, wenn jemand behaupten kann, es sei falsch oder von uns erfunden – dann müsst ihr euch am Kopf untersuchen lassen.“

Anfang des Jahres kehrte Sie ans Set von „Nashville“ zurück. Die zweite Hälfte der vierten Staffel startet am 16. März in den USA. Es war schwer für sie, zurückzukehren und Juliette zu spielen, da auch die Figur unter einer postnatalen Depression leidet (ein Zufall, aber „es ist definitiv interessant, wie sehr es meinem Leben entspricht“, sagt sie). „Es war für mich seltsam, mich in diesen Gemütszustand zurückzuversetzen“, sagt sie. „Ich schöpfe aus meiner eigenen Erfahrung, um die Rolle zu spielen und manchmal verwandle ich mich selbst sogar in die Person, die ich spiele, so dass ich meine eigene persönliche Erfahrung nutzen kann und da ich die Gefühle nachvollziehen kann, werde ich zu dieser Person.“

Im Allgemeinen hat sich die Serie eher zu einer Soap Opera entwickelt (Plattenbosse fallen von Dächern und sterben! Lebertransplantationen gehen schief! Es stellt sich heraus, dass die Kinder, von denen man denkt, dass es die eigenen sind, die des toten Bruders sind!) und ist weniger das freche Duell zwischen Juliette und Country-Legende Rayna James (gespielt von Connie Britton), das das Publikum ursprünglich in seinen Bann zog. Trotzdem können die Fans sich nicht vom Chaos abwenden, selbst wenn sie wollten. „Wie ging dieses Zitat aus ‚Der Pate‘?“, sagt Panettiere. „‚Gerade als ich dachte, ich bin raus, ziehen sie mich wieder rein.‘“ Das stimmt tatsächlich. Wir alle wollen uns besser fühlen. Wir lieben das Drama. Diese Höhen und Tiefen und Hochphasen und tiefen Täler des Lebens, das ist es, was uns zufriedenstellt. Das ist es, was die Leute gerne sehen.“

Sie hat festgestellt, dass das auch auf ihr eigenes Leben zutrifft. Nach all den Jahren, in denen sie sich Sorgen machte, nicht perfekt genug zu erscheinen, entspannte sie sich und löste sich endlich von der Vorstellung, das gute Mädchen sein zu müssen. „Die Leute mögen es, wenn man seine menschliche, reale Seite zeigt, wenn man einfach sein eigenes Ding durchzieht“, sagt sie. „Dieses Selbstbewusstsein, einfach seinen eigenen Weg zu gehen, das ist etwas, was ich Schritt für Schritt lerne und es fühlt sich gut an.“

Kayleen Schaefer