Studio Amani: Eine Stunde verschenktes Potenzial

Im Internet gibt es Woche für Woche massive Kritik am “Studio Amani“. Wir erklären, warum diese berechtigt ist und geben erste Lösungsansätze zur Verbesserung.

Rund eine Stunde vor Ausstrahlung ihrer Sendung bei ProSieben war Enissa Amani live. Bei Facebook. Sie interagierte mit Fans, sprach über gute Bücher und war dabei vor allem eines: sie selbst. Damit kommen wir direkt zum Problem vom “Studio Amani“. Was bei Facebook funktioniert, lässt sich in diesem Fall nicht auf ihr Format übertragen. Die Show ist nicht auf sie zugeschnitten. Im Gegenteil: Es wird probiert, eine gute Komödiantin in ein Format zu stopfen, dass dort nicht hineinpasst. Heraus kommt dann eine Show, die viele Puzzleteile enthält, aber nie ein Bild ergeben wird.

Ein Stand-up-Comedian lebt auf der Bühne von seiner Freiheit, einer gewissen Spontanität und der puren Leidenschaft, sein Publikum unterhalten zu wollen. Im “Studio Amani“ findet keines dieser Eigenschaften seinen Platz. Enissa Amani wirkt teilweise wie ein Fremdkörper in der Studio-Kulisse, die nicht wirklich homogen wirkt.

Studio Amani ist leider wenig unterhaltsam

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Die aktuelle Ausgabe vom “Studio Amani“ zeigte sehr gut auf, welche Probleme das Format hat. Selbst beim “Stand Up“, eigentlich der Paradedisziplin eines Comedian, wollte der Funke nicht überspringen. Selbst als sie über ihren Vater sprach, wirkte es weder authentisch, noch wirklich lustig. Der Außendreh am Rhein erinnerte ein bisschen an “Raab in Gefahr“. Durch eine verlorene Wette gegen Schauspieler Peter Lohmeyer, musste sie in dieser Woche im kalten Rhein schwimmen. Dieser Außendreh wurde ziemlich in die Länge gezogen, bot dennoch kaum Highlights. Auch die Internet-Rubrik mit Themen von vor einer Woche, darf man als verschwendete Sendezeit bezeichnen. Sich dann als Beispiel mit einem Papp-Aufsteller des Ägypten-Entführers fotografieren zu lassen, ist weder witzig noch innovativ.

Der Talk mit Palina Rojinski bot keinen wirklichen Mehrwert. Die Publikums-Fragen per Video sind altbacken und zeitintensiv, ohne eine Relevanz zu haben. Die Mini-Spiele mit Gurkenwasser und Brühwürfel trugen auch nicht wirklich zur Erheiterung bei. Auch der Lügendetektor-Einspieler mit ihren Mitarbeitern war nicht wirklich unterhaltsam, sondern wirkte viel zu gestellt. Einzig die von “TV-Total“ bekannte Raab-Stimme, sorgte auch im Netz für Lacher.

All diese Inhalte machen nicht wirklich Sinn. Sie zeigen vor allem die Dinge auf, die Enissa Amani nicht ist. Sie passen einfach nicht zu ihr. Man spürt dabei in einigen Situationen, dass sie sich nicht wirklich wohl fühlt. Darunter leidet dann auch das Format.

Besinnung auf ihre Stärken

Enissa Amani ist eine kluge, wirklich witzige Frau. Im “Studio Amani“ durfte sie ihre Stärken bisher aber kaum zeigen. Sie wird in diesem Konzept absolut eingeengt. Als sie vor einigen Wochen bei einem Außendreh im Gefängnis vor mehreren Insassen einfach Comedy machen durfte, war das durchaus unterhaltsam. Es war eine Herausforderung, an der sie wirklich Spaß hatte. Zudem konnte sich der Zuschauer damit identifizieren.

Das Format will Dinge bieten, die nicht funktionieren, auch zukünftig nicht. Die Aufgabe muss sein, die Stärken von Enissa Amani für sich zu nutzen, um die Sendung weiterzuentwickeln. Unnötiger Ballast wie Internet-Postings oder Minispiele mit Gästen müssen weg. Sie kosten zu viel Zeit, sind nicht unterhaltsam und passen auch nicht wirklich zur Moderatorin.

Für eine qualitative Kehrtwende sollte das Format ganz eng an ihre Moderatorin geschneidert werden. Bedeutet mehr Spontanität, mehr Zeit für “Gespräche“ mit den Gästen, aber auch herausfordernde Außendrehs, die mit ihren Stärken harmonieren. Weniger Fremdschäm-Momente oder billige Autorenwitze.

Amani hat die Klasse, klugen und vielseitigen Humor, gepaart mit Ausstrahlung und Persönlichkeit. Im Grunde perfekt für so ein Format, zumindest dann, wenn die Stärken wirklich ausgespielt werden.

Daher gilt für die Zukunft: “Weniger ist mehr“.

Bild: ddpimages

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