Was Ihr Mund über Ihre Gesundheit verrät

Gehen Sie zur Vorsorgeuntersuchung und erhalten Sie Informationen, die Ihr Leben retten können.

Zahnärzte und Zahnhygieniker sehen mehr, als nur Ihre perlweißen Zähne, wenn sie Sie bitten, den Mund aufzumachen. Forscher haben einen Zusammenhang zwischen schlechter Mundgesundheit und bestimmten Krankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen, Morbus Crohn, Krebs und Schlaganfall entdeckt. Der Allgemeinmediziner ist möglicherweise nicht so vertraut mit den ganzen Komplikationen in Ihrem Mund. Ein Zahnarzt dagegen hat das nötige Wissen, die Werkzeuge und das Auge, um mehr als nur Löcher zu erkennen.

„Der Mund ist ein Spiegel des Körpers und spiegelt Anzeichen von Erkrankungen wider, die auftreten können“, erklärt Dr. Euan Swan, Manager des Zahnprogramms der Canadian Dental Association in Ottawa. Laut des Verbandes wird beispielsweise jedes Jahr bei 3.200 Kanadiern Mundkrebs festgestellt, ein Drittel davon wird deshalb sterben. Aber Berichte, die behaupten, dass es einen Zusammenhang zwischen schlechter Mundhygiene und Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Osteoporose, Säure-Reflux und Demenz gibt, „sind ein bisschen weit hergeholt“, sagt Swan. „Es gibt hier keinen Kausalzusammenhang.“

Die folgenden Erkrankungen und Zustände kann man jedoch häufig am Mund erkennen und sie werden Ihren Zahnarzt zu weiteren Untersuchungen veranlassen.

Gingivitis, Parodontose

Anzeichen und Symptome: Rotes, geschwollenes und empfindliches Zahnfleisch, das blutet, wenn Sie Ihre Zähne putzen oder mit Zahnseide reinigen, kann ein Hinweis auf eine Gingivitis (Zahnfleischentzündung) sein, eine schwache Ausprägung einer Zahnfleischerkrankung. Unbehandelt kann Gingivitis sich zu Parodontose entwickeln, was sich durch Entzündungen um die Zähne, zurückgehendes Zahnfleisch, lose Zähne und Knochenschwund bemerkbar macht.

Lösung: Zahlreiche Menschen, die nicht regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen, haben irgendeine Form der Zahnfleischentzündung, so der kanadische Verband. Putzen Sie Ihre Zähne zwei Mal täglich und verwenden Sie Zahnseide, vor allem nach dem Essen und lassen Sie Ihre Zähne regelmäßig untersuchen und reinigen. Raucher sind noch gefährdeter: Rauchen erhöht das Risiko für Zahnfleischentzündungen.

Diabetes

Anzeichen und Symptome: Trockener Mund, Blutungen, zurückgehendes Zahnfleisch und lockere Zähne. „Ein Patient mit Zahnfleischentzündung, bei dem die Behandlung nicht anschlägt und/ oder die Wundheilung im Mund sehr lange dauert, könnte Diabetes haben“, sagt Swan. „Auch fruchtiger Atem ist ein Anzeichen für niedrigen Blutzucker.“ Dr. Iona Leong, Pathologin und Assistenzprofessorin an der zahnmedizinischen Fakultät der University of Toronto sagt: „Fruchtiger Atem wäre eher ungewohnt, denn dieser tritt bei Diabetes Typ 1 auf, was eine weniger verbreitete Art von Diabetes ist. Diese Person müsste einen Zustand haben, der Ketoazidose [nicht ausreichend Insulin] genannt wird. Die Diabetes müsste so schlecht kontrolliert sein, dass sich diese Chemikalien im Blut ansammeln, was zu dem fruchtigen Atem führen würde.“

Lösung: Wie bei allen Erkrankungen ist die Vorsorge das A und O, vor allem bei häufig nicht erkannter Diabetes. Treiben Sie Sport, ernähren Sie sich gesund und achten Sie auf Ihr Gewicht (vor allem am Bauch), um Diabetes den Kampf anzusagen. Aber wenn Ihr Zahnarzt vermutet, dass sie bereits erkrankt sind, dann wird er oder sie Ihnen raten, einen Blutzuckertest zu machen.

Bulimie

Anzeichen und Symptome: Erosion des Zahnschmelzes, die durch die Magensäure verursacht wird, die durch das regelmäßige Erbrechen in den Mund gelangt ist ein typisches Anzeichen für Bulimie. „Der niedrige pH-Wert des Erbrochenen kann Erosionen verursachen, meist an den unteren Zähnen und dort wo das Erbrochene hochkommt, an den Zahnoberflächen, die zur Zunge zeigen“, sagt Leong. Beim Sodbrennen dagegen kommt die Säure „nicht so weit nach vorn“, um Erosion auszulösen, fügt sie hinzu. „Es ist nicht sehr viel und der Speichel neutralisiert sie. Viele Mediziner machen Sodbrennen für eine ganze Reihe an Dingen verantwortlich, aber es gibt derzeit keine Beweise [für Zahnschmelz-Erosion].

Lösung: Da Bulimie eine psychische Störung ist und sehr persönlich, so Swan, könnte es etwas seltsam sein, wenn der Zahnarzt darauf hinweist. Trotzdem sagt er, dass er den Patienten zur Diagnose und weiteren Behandlung an einen Hausarzt überweisen würde, da das regelmäßige Ess-Brech-Verhalten den Körper stresst und nicht nur Karies verursacht, sondern auch dem Herzen zusetzt.

Anämie

Anzeichen und Symptome: Ein blasser, hellrosa Mund, zu weiche Zunge, Aphten. „Manche Patienten, die Eisenmangel, Blutarmut oder zu wenige Folate oder Vitamin B12 haben, können mehrere geschwürartige Wunden im Mund haben“, sagt Leong. Ein blassrosa Mund oder eine zu weiche Zunge, sowie fahle Haut, so sagt er, können Anzeichen einer fortgeschrittenen Anämie sein.

Lösung: Laut der Mayo-Klinik können viele Arten von Anämie nicht verhindert werden, aber Anämien durch Eisen- und Vitamindefizite können Sie mit einer nährstoffreichen Ernährung oder Multivitamin-Nahrungsergänzungsmitteln vermeiden. Anämie wird durch zu wenige rote Blutzellen verursacht, deshalb wird Ihr Zahnarzt sehr wahrscheinlich eine Überprüfung empfehlen.

Mundkrebs

Anzeichen und Symptome: Verletzungen, die nicht heilen; weiße oder rote Flecken, häufig im Mund; Taubheitsgefühl oder Kribbeln; kleine Knoten auf der Zunge, am Boden und der Decke des Mundes, der Wangen oder des Zahnfleisches. Rauchen oder Tabakkauen sowie exzessiver Alkoholgenuss können nicht nur Mundkrebs verursachen; sondern auch eine ganze Reihe anderer Krebsarten. Zusätzlich wurden die Humanen Papillomviren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs auslösen, auch mit Kopf- und Nackenkrebsarten in Verbindung gebracht und viele Zahnärzte checken alle ihre Patienten über 14 Jahren auf das Virus. Allerdings muss man anmerken, so Leong, „dass viele Leute, die sich mit dem HPV-Virus angesteckt haben, nie ein, wie wir es nennen, Oropharynxkarzinom am hinteren Teil des Mundes entwickeln. HVP spielt keine große Rolle bei Mundkrebs, allerdings bei anderen Teilen der Mundhöhle – dem Rachenraum – durchaus“.

Lösung: „Als Teil der Routineuntersuchung untersuchen Zahnärzte das weiche Gewebe rund um die Zähne, Wangen und die Zunge und schauen nach unnormalen Verletzungen oder Schwellungen“, sagt Swan. Wenn sie Krebs oder sogar HIV/AIDS vermuten, was auch Verletzungen im Mund auslöst, werden sie Ihnen raten, umgehend einen Arzt aufzusuchen und eine Biopsie machen zu lassen, da Früherkennung eine bessere Überlebenschance garantiert.

Herzerkrankung

Anzeichen und Symptome: Zahnfleischentzündung bei einem sonst gesundem Menschen, der regelmäßig Zähne putzt und Zahnseide verwendet. Chronische Entzündung; Schwellungen; blutendes Zahnfleisch; Übergewicht; Vorgeschichte in der Familie. Obwohl es erwiesen ist, dass Menschen mit Zahnfleischentzündung oder Parodontose ein drei Mal höheres Risiko eines Herzanfalls oder Schlaganfalls haben, besteht Leong darauf, dass man eine Herzkrankheit nicht erkennt, indem man Jemandem in den Mund schaut; man kann lediglich die Anzeichen in Zusammenhang mit anderen Symptomen und Erkrankungen bringen.

Lösung: Ein gesunder Lebensstil, gute Zahnpflege, gepaart mit regelmäßigen Untersuchungen und Reinigungen für die Vorbeugung; da eine Reduzierung der Zahnfleischerkrankung auch das Risiko für eine Herzerkrankung senkt. Vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Hausarzt oder Kardiologen, um Ihr Risiko zu bestimmen.

Morbus Crohn

Anzeichen und Symptome: Schmerzfreie Blasen überall im Mund, wiederkehrende Mundgeschwüre und, seltener, geschwollene Lippen. „Mundgeschwüre, die wir aphthöse Geschwüre nennen, sind vor allem bei Kindern und Jugendlichen üblich, bei älteren Erwachsenen dagegen nicht“, sagt Leong. „Wenn Erwachsene mehrere Entzündungen haben, dann kann das ein Zeichen für eine systemische Erkrankung sein. Sie können beispielsweise in Verbindung mit Hautproblemen stehen oder manchmal sind sie auch ein Anzeichen eines Problems mit dem Magen-Darm-Trakt, wie [der chronisch entzündlichen Darmkrankheit] Morbus Crohn. Sie können auch ein Anzeichen für Probleme mit dem Immunsystem sein, einer Autoimmunkrankheit oder eines schwachen Immunsystems. Sie können auf bestimmte Vitamindefizite hinweisen. Bei manchen Patienten stehen sie im Zusammenhang mit dem Austrocknen der Mundschleimhaut, Allergien oder Unverträglichkeiten bestimmter Nahrungsmittel.“

Lösung: Ungefähr 20 Prozent der Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen haben Verletzungen im Mund, zusätzlich heftige Unterleibskrämpfe und Durchfall. Ein Zahnarzt empfiehlt möglicherweise topische Kortikosteroide, um die Entzündung zu reduzieren und/oder einen Besuch beim Gastroenterologen.

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Robin Roberts

Fotos: Thinkstock