Was ist aus der ersten „Lois Lane“-Darstellerin Margot Kidder geworden?

Als Lois Lane an der Seite von Christopher Reeves Superman war Margot Kidder die erste Frau in einem Superhelden-Film. Wo steckt sie jetzt?

„Als ich 12 war nahm mich meine Mutter mit nach New York, und dort sah ich in ‚Bye Bye Birdie‘ Leute singen und tanzen, und da war es passiert“, sagt Margot Kidder. „Ich wusste, dass ich weit weg gehen musste. Ich hatte keine Ahnung, aber es ging mir ganz okay.“ Diese Aussage ist typisch bescheiden für sie: Margot Kidder ging es mehr als nur okay. Die kanadische Schauspielerin ergatterte die Rolle ihres Lebens, als sie 1978 als Lois Lane für den Film „Superman“ gecastet wurde. Dieser Superhelden-Film enstand nach der Vorlage eines Comics und kann als Vater eines ganzen Filmgenres gesehen werden. Während Reeve als „Mann aus Stahl“ alle Aufmerksamkeit auf sich zog, hielt Kidders als unerschrockene Reporterin mehr als mit.

Für eine geraume Zeit war Kidder, wie ihr Co-Star auch, schwer angesagt – die Schauspielerin bekam begehrte Rollen in Filmen wie „Amityville Horror – Eine wahre Geschichte“ und dem Oscar-prämierten „Der schmale Weg des Glücks“ – aber früher oder später musste ihr Höhenflug enden. Ihr Stern sank parallel zu der von Supermans Popularität: Bei der Veröffentlichung des wenig erfolgreichen Film „Superman III – Der stählerne Blitz“ im Jahr 1983 war Lois Lane nur noch eine einfache Nebenrolle (sie ist insgesamt nur um die 5 Minuten zu sehen) und auch wenn ihre Rolle für „Superman IV- Die Welt am Abgrund“ (1987) wieder etwas aufgepeppt wurde, hatte die Filmreihe ihren Tiefpunkt bereits erreicht. Abgesehen von Gastauftritten in „Smallville“ 2004 (zusammen mit ihrem früheren Co-Star Christopher Reeve, der schon im Rollstuhl saß) war dies das Ende für Kidder und „Superman“: Die Filme hatten sie zum Star gemacht und dann in der Versenkung verschwinden lassen.

Margot Kidder hatte es anschließend schwer. Sie arbeitete für TV-Filme und als Synchronsprecherin, aber die Berühmtheit aus ihren Superhelden-Tagen erreichte sie nie wieder. Zusätzlich begannen die Probleme aus ihrem Privatleben, ihre Karriere zu beeinflussen. Kidder war zwischen 1976 und 1983 drei Mal verheiratet - unter anderem mit „Kevin – Allein zu Haus“-Schauspieler John Hears – aber keine ihrer Beziehungen hielt länger als ein Jahr. 1990 hatte sie einen schweren Autounfall und war zwei Jahre lang arbeitsunfähig. In dieser Zeit meldete Kidder Insolvenz an, was bedeutete, dass sie es sich nun nicht mehr länger leisten konnte, allzu wählerisch bei ihrer Arbeit zu sein. Aber ihre Probleme fingen da gerade erst an.

1996 begannen bei Kidder teils gewalttätige Stimmungsschwankungen. Während sie an ihren Memoiren arbeitete, wurde ihr PC mit einem Virus infiziert, wodurch sie zu dem Schluss kam, unter Beobachtung zu stehen und dass ihr erster Mann, der französische Regisseur Philippe de Broca, versuchte, sie umzubringen. Kidder wusste da noch nicht, dass sie bipolar war und ihre Paranoia von einem starken manischen Zustand herrührte. Sie war überzeugt, dass ihr Leben in Gefahr sei, also verließ Kidder ihr Zuhause und täuschte ihren eigenen Tod vor, indem Sie ihre Haare abrasierte und ihre Zahnkronen entfernte. Sie lebte danach für kurze Zeit auf der Straße, bevor sie unter der Veranda einer Familie gefunden wurde, zufälligerweise nur wenige Meter vom früheren „Superman“-Drehort entfernt. Kidder kam in die Psychiatrie und wurde als bipolar diagnostiziert.

Zum Glück überlebte Kidder diese Episode und konnte ihr Leben dank ihrer Medikamente Stück für Stück wieder zusammen setzen. Zurück bei der Arbeit begann sie mit Filmen wie „The Clown at Midnight“ und „V.R.- Virtual Reality“, einfach nur um früh morgens die Zeit zu füllen. „Ich werde praktisch alles machen“, sagte Kidder (Foto unten von 2008).

„Ich bin die größte Hure im Block. Ich lebe in einer kleinen Stadt in Montana, und da müssen sie mich schon rausziehen, wenn ich nach LA soll, also ich stehe nicht immer zur Verfügung. Aber solange es nichts Sexistisches oder Grausames ist, liebe ich es einfach, zu arbeiten. Ich habe schon alle möglichen Filme gedreht, aber meistens können Sie die nicht sehen, denn sie sind sehr schlecht und werden um vier Uhr morgens ausgestrahlt.“ Erneut stellt sie ihr Licht unter den Scheffel: Ihre harte Schinderei und ihr Wille, nochmal neu anzufangen, bescherten ihr Rollen in der bekannten TV-Serie „Brothers and Sisters“ und einen Auftritt am Broadway in „The Vagina Monologues“.

Kidder verbringt heute nur noch Teile ihrer Zeit damit, Filme zu drehen – ihre Regel über sexistische und grausame Filme brach sie für Rob Zombies bedauerliche Fortsetzung „Halloween II“ – denn einen großen Teil ihrer Zeit engagiert sie sich in der Politik. Sie ist langjährige Unterstützerin der Liberalen, deshalb war Kidder für die Progressiven Demokraten Amerikas als State Coordinator in Montana tätig und hat sich gegen einige Ungerechtigkeiten ausgesprochen; 2011 wurde sie nach Protesten gegen die Verlängerung der umstrittenen Keystone Pipeline verhaftet. Erst letztes Jahr war Kidder Gastgeberin einer Spendengala für den Präsidentschaftsanwärter 2016, Bernie Sanders.

Heute sehen die Dinge gut aus für Margot Kidder. Seit 1996 hatte sie keine manischen Anfälle mehr und wurde zu einer Fürsprecherin für geistiges Wohlbefinden. Sogar bei der Arbeit geht es für sie wieder bergauf: 2015 gewann sie einen Emmy für ihre Rolle im gruseligen Kinderprogramm „R.L. Stine’s The Haunting Hour“, der erste hoch angesehene Preis, den sie je gewann (sofern man den kanadischen Filmpreis nicht als hochklassig ansieht). Sie hat die Ups und Downs des Berühmtseins erlebt und überstand ihre psychische Erkrankung. Jetzt ist Kidder mit ihrem Leben glücklich: „Mein Enkel sieht mich jedes Jahr zu Weihnachten als Lois im Fernsehen“, sagt sie, „so mache ich Punkte.“

Bilder: Rex Features

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